Kleine Farblehre
Genetische Grundlagen auf den Punkt gebracht
Die Farben und Zeichnungen, die Hunde genetisch in sich tragen, basieren alle auf zwei Farbpigmenten, diversen Modifizierungsgenen und Pigmentierungsdefekten sowie deren Varianten (Allele) auf unterschiedlichen Genorten (Loki).
Bei der Deutschen Dogge werden die zwei Grundpigmente für Schwarz (Eumelanin) und Gelb (Phäomelanin) in unterschiedlichen Ausprägungen durch die unterschiedlichen Allele auf bestimmten Gen-Loki beeinflusst (E, K und A) und modifiziert (B, D, I, G und T) und ergeben in Kombination mit den jeweiligen sogenannten Pigmentierungsdefekten (auf den Loki M, H, S und C) eine große Farbpalette.
Zum Teil sind noch nicht alle Gene und deren Wirkungsweise entschlüsselt, aber allein schon die genannten bekannten sind fast unendlich in deren Kombinationsmöglichkeiten.
Das heißt aber keinesfalls, dass man wahllos „drauf los mischen“ sollte, denn manche Farb-Gene haben Auswirkungen auf die Gesundheit bzw. sogar auf die Lebensfähigkeit der Hunde.
Deshalb sind einige Kombinationen hier in Deutschland verboten. Und das ist auch gut so.
Das Verbot anderer Farben und Zeichnungen in den deutschen Doggen-Clubs, die nicht den sogenannten Standardfarben entsprechen, basiert allerdings ausschließlich auf langen Traditionen, ästhetischen Entscheidungen und/oder antiquierten Vorstellungen.
Wer sich dafür interessiert, darf sich gerne an uns wenden, wir geben Auskunft und Literaturempfehlungen.
Wer es aber lieber kürzer und weniger wissenschaftlich mag, kann hier viele der vorkommenden Farben ansehen oder im Folgenden einen Blick auf eine Auflistung der vielen Möglichkeiten werfen, die ganz natürlich im Erbgut der Deutschen Dogge zu finden sind, denn die Grundpigmente Schwarz und Gelb ergeben durch vielfältige (Gen-)Einflüsse folgende Möglichkeiten:
Varianten auf der Basis Schwarz und
warum Gelb (Fawn) keine Farbe, sondern eine Zeichnung ist:
Gelbe Hunde, deren Fellfarbe nicht auf dem rezessiven e/e basiert, sind eigentlich gar nicht gelb (fawn), sondern zweifarbig. Die schwarze Grundfarbe jedes Haares wird modifiziert und erscheint sandfarbig bis hellbraun, die Haarspitzen bleiben schwarz. Das kann man aber nur bei langhaarigen Hunden sehen, weshalb die Dogge gelb erscheint und hier von uns unter den Varianten auf der Basis Schwarz gelistet wird:
Black solid, Merle, Harlequin, Piebald (Plattenhund), Merle Piebald, Harlequin Piebald.
Tan-Point (TP)-Varianten: TP, Merle TP, Harlequin TP, Piebald TP, Merle Piebald TP, Harlequin Piebald TP.
Saddle-Tan: in allen Varianten genetisch möglich aber nicht immer sichtbar.
Gelbe Variatianten auf der Basis Schwarz:
(black) Fawn solid, Fawn Merle, Fawn Harlequin (Fawnequin), Fawn Piebald, Fawn Merle Piebald, Fawn Harlequin Piebald.
Tan-Point (TP)-Varianten: in Fawn nicht möglich, durch bestimmte Modifizierer aber manchmal bei TP-Trägern an manchen Stellen sichtbare Points.
Saddle-Tan: in Fawn in allen Varianten möglich.
Gelb-Gestromte Varianten (Brindle) auf der Basis Schwarz:
Brindle solid (auf der modifizierten Grundfarbe Fawn, also Gelb, sehr schwache bis hin zu sehr starker schwarzer Stromung=Onyx Brindle), Brindle Merle, Brindle Harlequin, Brindle Piebald, Brindle Merle Piebald, Brindle Harlequin Piebald.
Tan-Point (TP)-Varianten werden bei Brindle zu Brindle-Point (BP); das bedeutet, die hellen Stellen der Tan-Point-Zeichnungen zeigen die Brindle-Stromung, der Rest des Hundes ist "einfarbig": BP, Merle BP, Harlequin BP, Piebald BP, Merle Piebald BP, Harlequin Piebald BP.
Saddle-Tan: in Fawn, denn das ist ja die modifizierte Grundfarbe von Brindle, in allen Varianten möglich.
Darüber hinaus wirken zusätzlich Modifizierungsgene auf das Eumelanin (Schwarz) und verändern es zu Braun (Chocolate), verdünnen es zu Blau (Blue), verdünnen Braun zu Lilac (Silver) oder ändern die Intensität der jeweiligen Farben. Das ergibt dann:
Varianten auf der Basis Blau (Blue):
Blue solid, Blue Merle, Blue Harlequin, Blue Piebald, Blue Merle Piebald, Blue Harlequin Piebald.
Blue Fawn (Isabelle) und Brindle Varianten: Blue Fawn solid, Blue Fawn Merle, Blue Fawn Harlequin, Blue Fawn Piebald und das alles auch in Brindle.
Blue TP und BP Varianten: Blue TP, Blue Merle TP, Blue Harlequin TP, Blue Piebald TP, Blue Merle Piebald TP, Blue Harlequin Piebald TP, Blue BP, Blue Harlequin BP, Blue Merle BP, Blue Piebald BP, Blue Merle Piebald BP, Blue Harlequin Piebald BP.
Saddle-Tan: in allen Varianten genetisch möglich, nicht immer sichtbar.
Varianten auf der Basis Braun (Chocolate):
Chocolate solid, Chocolate Merle, Chocolate Harlequin, Chocolate Piebald, Chocolate Merle Piebald, Chocolate Harlequin Piebald.
Chocolate Fawn und Brindle Varianten: Chocolate fawn solid, Chocolate fawn Merle, Chocolate fawn Harlequin, Chocolate fawn Piebald, Chocolate fawn Merle Piebald, Chocolate fawn Harlequin Piebald, Chocolate Brindle, Chocolate Brindle Merle, Chocolate Brindle Harlequin, Chocolate Brindle Piebald, Chocolate Brindle Merlequin Piebald, Chocolate Brindle Harlequin Piebald.
Chocolate TP und BP Varianten: Chocolate TP, Chocolate Merle TP, Chocolate Harlequin TP, Chocolate Piebald TP, Chocolate Merle Piebald TP, Chocolate Harlequin Piebald TP, Chocolate BP, Chocolate Merle BP, Chocolate Harlequin BP, Chocolate Piebald BP, Chocolate Merle Piebald BP, Chocolate Harlequin Piebald BP.
Saddle-Tan: in allen Varianten genetisch möglich, nicht immer sichtbar.
Varianten auf der Basis Lilac (Silver):
Lilac solid, Lilac Merle, Lilac Harlequin, Lilac Piebald, Lilac Merle Piebald, Lilac Harlequin Piebald.
Lilac Fawn und Brindle Varianten: Lilac fawn solid, Lilac fawn Merle, Lilac fawn harelquin, Lilac fawn Piebald, Lilac fawn Merle Piebald, Lilac fawn Harlequin Piebald, Lilac Brindle, Lilac Brindle Merle, Lilac Brindle Harlequin, Lilac Brindle Piebald, Lilac Brindle Merle Piebald, Lilac Brindle Harlequin Piebald.
Lilac TP und BP Varianten: Lilac TP, Lilac Merle TP, Lilac Harlequin TP, Lilac Piebald TP, Lilac BP, Lilac Merle BP, Lilac Harlequin BP, Lilac Piebald BP, Lilac Merle Piebald BP, Lilac Harlequin Piebald BP.
Saddle-Tan: in allen Varianten genetisch möglich, nicht immer sichtbar.
Jede dieser Varianten kann entweder "einfarbig", fehlgezeichnet=mismarked (zu großer oder zu kleiner Anteil an Weiß) oder mantelartig gezeichnet sein. Das Mantelgen ist noch nicht entschlüsselt bzw. identifiziert, eine Dogge kann aber auch über das Piebald-Gen als „unechter“ Mantel in Erscheinung treten.
Um Ihnen das Leben leichter zu machen, hier eine einfache Aufschlüsselung:
Schwarz:
Gibt es in Solid (einfarbig), Merle, Harlequin, Piebald, Mantle und mismarked Mantle sowie schwarze Varianten von Fawn (Gelb), Brindle (Gestromt), TP, BP, Saddle Tan und deren Kombinationen.
Blau:
Gibt es in Solid (einfarbig), Merle, Harlequin, Piebald, Mantle und mismarked Mantle sowie
blaue Varianten von Fawn (Gelb), Brindle (Gestromt), TP, BP, Saddle Tan und deren Kombinationen.
Braun:
Gibt es in Solid (einfarbig), Merle, Harlequin, Piebald, Mantle und mismarked Mantle sowie braune Varianten von Fawn (Gelb), Brindle (Gestromt), TP, BP, Saddle Tan und deren Kombinationen.
Lilac:
Gibt es in Solid (einfarbig), Merle, Harlequin, Piebald, Mantle und mismarked Mantle sowie lilacfarbene Varianten von Fawn (Gelb), Brindle (Gestromt), TP, BP, Saddle Tan und deren Kombinationen.
Puh, war das leichter? Haben wir etwas vergessen?
Sie sehen schon, natürlich vorkommende Farbgene in ihren unterschiedlichen genotypischen Kombinationen und ihren phänotypischen Erscheinungsbildern sind in jedem Fall ein weites und spannendes Feld.
Eine farbreine Zucht – wie sie über die letzten Jahrzehnte in den unterschiedlichen Doggen-Clubs vor allem hier in Deutschland propagiert wurde – führt letztendlich immer dazu, dass die Auswahl an Zuchtpartnern und deren Genpool kleiner und damit das Risiko der Weitergabe von Fehlinformationen größer wird.